Ein Spin-Off der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
27. Jahrgang (2024) - Ausgabe 4 (April) - ISSN 1619-2389
 

DVFA schafft Standards für Ratingvergleiche

von Prof. Dr. Jens Leker

Überblick

Die Auswirkungen von Basel II auf das Kreditgeschäft werden zur Zeit intensiv diskutiert. Es wird sogar die Frage aufgeworfen, ob sich die Geschäftsbanken durch die Regelungen von Basel II nachhaltig aus der Kreditfinanzierung zurückziehen werden. Diese Entwicklung kommt für die deutschen Unternehmen insofern überraschend, als die Banken in der Vergangenheit die Fremdfinanzierung zu Lasten der Eigenfinanzierung förderten.

Zukünftig müssen sich die Kreditkonditionen stärker an der Bonität des Kreditnehmers orientieren. Ein internes oder externes Rating soll das individuelle Risiko des Kreditgeschäfts bestimmen. Das Ratingergebnis determiniert die Höhe des Eigenkapitals, mit dem der Kreditbetrag unterlegt werden muß.

Im zweiten Entwurf des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht werden neben externen Ratings unabhängiger Agenturen ausdrücklich auch interne Bankenratings für die Bemessung der Eigenkapitalunterlegung von Kreditrisiken zugelassen. Dadurch werden sich die Spielregeln im Kreditgeschäft der Banken erheblich ändern. Für Unternehmen mit exzellentem Rating wird es um die Verhandlung besserer Kreditkonditionen und die Erwägung neuer Finanzierungsformen gehen.

Bei den restlichen Unternehmen steht zunächst die aktive Auseinandersetzung mit den erkannten Schwächen im Vordergrund. Diese Unternehmen müssen zudem mit tendenziell steigenden Kreditkosten rechnen. Zugleich gilt es für die Unternehmen mit durchschnittlichem Rating, die zu erwartende Standardisierung der Kreditgeschäftsbeziehung zum eigenen Vorteil zu nutzen.

Die fortschreitende Globalisierung der Finanzmärkte hat den Informationsbedarf der Finanzmarktteilnehmer an vergleichbaren und zugleich prägnanten Aussagen zur Beurteilung von Unternehmen auch schon vor Basel II merklich ansteigen lassen. Wie sieht die Wettbewerbsposition aus? Ist das Unternehmen in einem wachsenden oder schrumpfenden Marktumfeld tätig? Ist das Unternehmen von einem bestimmten Kunden abhängig? Gibt es ein Risikomanagement und welche Systeme werden für Controlling und Qualitätssicherung genutzt? Sind Gesellschafterstruktur und Management zukunftsfähig?

Diese und ähnliche Fragen der Unternehmensführung und -kontrolle werden künftig bei der Bewertung eines Unternehmens eine größere Rolle spielen. Potentielle Kreditschuldner, die eine gute strategische Ausrichtung und eine transparente und effiziente Corporate Governance nachweisen können, werden von den Banken künftig besser beurteilt werden.

Transparenz schaffen

Die Informationsnachfrage wurde durch die Diskussion um das zweite Konsultationspapier des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht forciert. Entsprechend hat sich, ergänzend zu den internen Ratingsystemen der Banken, ein vielfältiges Angebot externer Rating-Dienstleister entwickelt. Diese Angebotsvielfalt und die im Baseler Akkord vorgeschlagenen Empfehlungen erfordern die Entwicklung von Standards zur Transparenzschaffung. Die am Markt angebotenen Ratingsysteme müssen trotz ihrer divergierenden Methoden vergleichbar gemacht werden. Dieses ist die Grundvoraussetzung dafür, Qualitätsunterschiede identifizieren und sich für die Anwendung eines bestimmten Ratingsystems entscheiden zu können.

Zu diesem Zweck hat die DVFA als Berufsverband der Investment Professionals im September 2000 die Kommission Rating Standards eingerichtet. Kernziel der Kommission, die sich aus Vertretern verschiedener Ratingagenturen, Bankeninstituten, Investmentgesellschaften, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Beratungsunternehmen und Hochschulen zusammensetzt, ist die möglichst exakte Definition von allgemein gültigen Transparenzstandards. Diese sollen es allen Finanzmarktteilnehmern ermöglichen, eine kritische Evaluierung der zum Einsatz kommenden Ratingsysteme vorzunehmen.

Die Kommission versteht sich entsprechend als Kommunikationsplattform für alle am Ratingprozess beteiligten Finanzmarktteilnehmer und die interessierte Fachöffentlichkeit. Die wichtigsten Ziele der Kommission sind die Zusammenstellung eines Katalogs von Informationen zur Evaluierung der Methode und der Ratingaussage der betrachteten Ratingsysteme durch die Finanzmarktteilnehmer, die Förderung einer vergleichbaren Darstellung der Ratingergebnisse durch Offenlegung der entscheidungsrelevanten Informationen sowie die Gewährleistung der Akzeptanz der Rating Standards durch die Berücksichtigung der Expertise der verschiedenen Finanzmarktteilnehmer und Institutionen.

Die Kommission legt für ihre Arbeit zunächst eine enge Ratingdefinition zugrunde, um den Geltungsbereich der Rating Standards zu begrenzen. Die vorliegenden Standards sind zunächst nur für das Credit-Rating als Unternehmensrating entwickelt worden. Dieses Rating umfaßt die ganzheitliche Unternehmensanalyse unter Einbeziehung aller verfügbaren und als relevant erkannten Informationen, mit dem Ziel, eine Schätzung der Ausfallwahrscheinlichkeit vorzunehmen.

Viele Informationsquellen

Die Informationsgrundlage für den Ratingprozess basiert auf verschiedensten Quellen. Daten aus dem Rechnungswesen des beurteilten Unternehmens können genauso Berücksichtigung finden wie qualitative Daten und Benchmark-Kriterien. Ziel ist es, die aus den jeweiligen Inputdaten im Wege unterschiedlicher Ratingmethoden resultierenden Bonitätsurteile vergleichbar zu machen. Dieses gelingt durch die Akzeptanz einer einheitlichen Masterskala durch alle Ratingunternehmen, auf die die in der Praxis angewandten Ratingskalen umgerechnet werden können. Dieses ist die Basis für einen Wettbewerb der Ratingsysteme und beschleunigt die Optimierung eingesetzter Methoden.

Das Setzen von Transparenz- und Informationsstandards reicht jedoch nicht aus, um der zunehmenden Bedeutung und Komplexität des Themas Rating gerecht zu werden. Es müssen auch die "Human Resources" geschaffen, Experten ausgebildet werden, die über das spezifische Fachwissen für die erfolgreiche Bewältigung der durch Basel erhöhten Anforderungen der Finanzmärkte verfügen.

Die DVFA hat rechtzeitig die Weichen für die Zukunft gestellt und mit dem Qualifizierungsprogramm "Certified Credit Analyst" einen maßgeschneiderten berufsständischen Ausbildungslehrgang ins Leben gerufen. Absolventen dieses Kurses erwerben unter anderem Fähigkeiten zur Anwendung und Evaluierung von Ratingverfahren und zum Management von Kreditportfolios durch die Restrukturierung von Zahlungsströmen und Risiken, insbesondere durch den Einsatz von Derivaten.

Auch wenn die neuen Eigenkapitalrichtlinien für Geschäftsbanken erst Ende 2002 feststehen, sollten die Kreditinstitute die Vorbereitungen auf Basel II bereits jetzt mit Hochdruck vorantreiben. Den von Basel II entfalteten Druck sollten die Banken als Chance erkennen, ihre internen Ratingansätze auf den Prüfstand zu stellen und Schwachstellen zu beheben. Für Unternehmen sollten Ratings im Zuge dieser Entwicklungen mehr als eine teure Pflicht werden. Der Ratingprozess zwingt die Unternehmen, sich systematisch mit ihren Stärken und Schwächen auseinander zu setzen und erkannte Defizite mit Blick auf ein gutes Rating zu beheben. Diese kritische Analyse der Gesamtunternehmung profitiert vom Dialog mit den Ratingexperten. Ein gutes Rating verbessert damit nicht nur die Beziehung zu den Fremdkapitalgebern, sondern auch zu den Investoren. Ein positives und transparentes Ratingurteil wirkt so gleichsam wie ein Qualitätssiegel mit Signalwirkung auf die gesamte Financial Community.

Basel II wird im Zusammenspiel mit transparenten Ratingmethoden und hoch qualifizierten Fachleuten einen wichtigen Beitrag zur besseren Allokation der Finanzmittel auf dem globalisierten Kapitalmarkt leisten. Konsequentes Handeln ist daher gefragt. Es ist nicht angezeigt, Scheuklappen aufzusetzen und Ängste zu schüren, sondern die Chance zur nachhaltigen Modernisierung der Unternehmensfinanzierung am Schopfe zu packen. 

Quelle

Dieser Beitrag wurde - mit freundlicher Genehmigung der Redaktion - der folgenden Publikation entnommen:

Jens Leker, Gastkommentar: DVFA schafft Standards für Ratingvergleiche, in: Börsen-Zeitung, Ausgabe Nr. 234 (4. Dezember 2001), Seite 18

Über den Autor

Prof. Dr. Jens Leker ist geschäftsführender Direktor des Instituts für betriebswirtschaftliches Management im Fachbereich Chemie und Pharmazie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Vorsitzender der Kommission "Rating Standards" der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management e.V. (DVFA) in Frankfurt am Main.

Autor

Prof. Dr. Jens Leker
Institut für betriebswirtschaftliches Management
im Fachbereich Chemie und Pharmazie
Westfälische Wilhelms-Universität
Leonardo Campus 1
D-48149 Münster
Telefon: +49 (0)251 83 318 10
Telefax: +49 (0)251 83 318 18
Internet: www.wirtschaftschemie.de
E-Mail: leker@krisennavigator.de

 

 

Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
4. Jahrgang (2001), Ausgabe 12 (Dezember)


Vervielfältigung und Verbreitung - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher
schriftlicher Genehmigung des Krisennavigator - Institut für Krisenforschung, Kiel.
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Die Auswirkungen von Basel II auf das Kreditgeschäft werden zur Zeit intensiv diskutiert. Es wird sogar die Frage aufgeworfen, ob sich die Geschäftsbanken durch die Regelungen von Basel II nachhaltig aus der Kreditfinanzierung zurückziehen werden. Diese Entwicklung kommt für die deutschen Unternehmen insofern überraschend, als die Banken in der Vergangenheit die Fremdfinanzierung zu Lasten der Eigenfinanzierung förderten.

Zukünftig müssen sich die Kreditkonditionen stärker an der Bonität des Kreditnehmers orientieren. Ein internes oder externes Rating soll das individuelle Risiko des Kreditgeschäfts bestimmen. Das Ratingergebnis determiniert die Höhe des Eigenkapitals, mit dem der Kreditbetrag unterlegt werden muß.

Im zweiten Entwurf des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht werden neben externen Ratings unabhängiger Agenturen ausdrücklich auch interne Bankenratings für die Bemessung der Eigenkapitalunterlegung von Kreditrisiken zugelassen. Dadurch werden sich die Spielregeln im Kreditgeschäft der Banken erheblich ändern. Für Unternehmen mit exzellentem Rating wird es um die Verhandlung besserer Kreditkonditionen und die Erwägung neuer Finanzierungsformen gehen.

Bei den restlichen Unternehmen steht zunächst die aktive Auseinandersetzung mit den erkannten Schwächen im Vordergrund. Diese Unternehmen müssen zudem mit tendenziell steigenden Kreditkosten rechnen. Zugleich gilt es für die Unternehmen mit durchschnittlichem Rating, die zu erwartende Standardisierung der Kreditgeschäftsbeziehung zum eigenen Vorteil zu nutzen.

Die fortschreitende Globalisierung der Finanzmärkte hat den Informationsbedarf der Finanzmarktteilnehmer an vergleichbaren und zugleich prägnanten Aussagen zur Beurteilung von Unternehmen auch schon vor Basel II merklich ansteigen lassen. Wie sieht die Wettbewerbsposition aus? Ist das Unternehmen in einem wachsenden oder schrumpfenden Marktumfeld tätig? Ist das Unternehmen von einem bestimmten Kunden abhängig? Gibt es ein Risikomanagement und welche Systeme werden für Controlling und Qualitätssicherung genutzt? Sind Gesellschafterstruktur und Management zukunftsfähig?

Diese und ähnliche Fragen der Unternehmensführung und -kontrolle werden künftig bei der Bewertung eines Unternehmens eine größere Rolle spielen. Potentielle Kreditschuldner, die eine gute strategische Ausrichtung und eine transparente und effiziente Corporate Governance nachweisen können, werden von den Banken künftig besser beurteilt werden.

Transparenz schaffen

Die Informationsnachfrage wurde durch die Diskussion um das zweite Konsultationspapier des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht forciert. Entsprechend hat sich, ergänzend zu den internen Ratingsystemen der Banken, ein vielfältiges Angebot externer Rating-Dienstleister entwickelt. Diese Angebotsvielfalt und die im Baseler Akkord vorgeschlagenen Empfehlungen erfordern die Entwicklung von Standards zur Transparenzschaffung. Die am Markt angebotenen Ratingsysteme müssen trotz ihrer divergierenden Methoden vergleichbar gemacht werden. Dieses ist die Grundvoraussetzung dafür, Qualitätsunterschiede identifizieren und sich für die Anwendung eines bestimmten Ratingsystems entscheiden zu können.

Zu diesem Zweck hat die DVFA als Berufsverband der Investment Professionals im September 2000 die Kommission Rating Standards eingerichtet. Kernziel der Kommission, die sich aus Vertretern verschiedener Ratingagenturen, Bankeninstituten, Investmentgesellschaften, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Beratungsunternehmen und Hochschulen zusammensetzt, ist die möglichst exakte Definition von allgemein gültigen Transparenzstandards. Diese sollen es allen Finanzmarktteilnehmern ermöglichen, eine kritische Evaluierung der zum Einsatz kommenden Ratingsysteme vorzunehmen.

Die Kommission versteht sich entsprechend als Kommunikationsplattform für alle am Ratingprozess beteiligten Finanzmarktteilnehmer und die interessierte Fachöffentlichkeit. Die wichtigsten Ziele der Kommission sind die Zusammenstellung eines Katalogs von Informationen zur Evaluierung der Methode und der Ratingaussage der betrachteten Ratingsysteme durch die Finanzmarktteilnehmer, die Förderung einer vergleichbaren Darstellung der Ratingergebnisse durch Offenlegung der entscheidungsrelevanten Informationen sowie die Gewährleistung der Akzeptanz der Rating Standards durch die Berücksichtigung der Expertise der verschiedenen Finanzmarktteilnehmer und Institutionen.

Die Kommission legt für ihre Arbeit zunächst eine enge Ratingdefinition zugrunde, um den Geltungsbereich der Rating Standards zu begrenzen. Die vorliegenden Standards sind zunächst nur für das Credit-Rating als Unternehmensrating entwickelt worden. Dieses Rating umfaßt die ganzheitliche Unternehmensanalyse unter Einbeziehung aller verfügbaren und als relevant erkannten Informationen, mit dem Ziel, eine Schätzung der Ausfallwahrscheinlichkeit vorzunehmen.

Viele Informationsquellen

Die Informationsgrundlage für den Ratingprozess basiert auf verschiedensten Quellen. Daten aus dem Rechnungswesen des beurteilten Unternehmens können genauso Berücksichtigung finden wie qualitative Daten und Benchmark-Kriterien. Ziel ist es, die aus den jeweiligen Inputdaten im Wege unterschiedlicher Ratingmethoden resultierenden Bonitätsurteile vergleichbar zu machen. Dieses gelingt durch die Akzeptanz einer einheitlichen Masterskala durch alle Ratingunternehmen, auf die die in der Praxis angewandten Ratingskalen umgerechnet werden können. Dieses ist die Basis für einen Wettbewerb der Ratingsysteme und beschleunigt die Optimierung eingesetzter Methoden.

Das Setzen von Transparenz- und Informationsstandards reicht jedoch nicht aus, um der zunehmenden Bedeutung und Komplexität des Themas Rating gerecht zu werden. Es müssen auch die "Human Resources" geschaffen, Experten ausgebildet werden, die über das spezifische Fachwissen für die erfolgreiche Bewältigung der durch Basel erhöhten Anforderungen der Finanzmärkte verfügen.

Die DVFA hat rechtzeitig die Weichen für die Zukunft gestellt und mit dem Qualifizierungsprogramm "Certified Credit Analyst" einen maßgeschneiderten berufsständischen Ausbildungslehrgang ins Leben gerufen. Absolventen dieses Kurses erwerben unter anderem Fähigkeiten zur Anwendung und Evaluierung von Ratingverfahren und zum Management von Kreditportfolios durch die Restrukturierung von Zahlungsströmen und Risiken, insbesondere durch den Einsatz von Derivaten.

Auch wenn die neuen Eigenkapitalrichtlinien für Geschäftsbanken erst Ende 2002 feststehen, sollten die Kreditinstitute die Vorbereitungen auf Basel II bereits jetzt mit Hochdruck vorantreiben. Den von Basel II entfalteten Druck sollten die Banken als Chance erkennen, ihre internen Ratingansätze auf den Prüfstand zu stellen und Schwachstellen zu beheben. Für Unternehmen sollten Ratings im Zuge dieser Entwicklungen mehr als eine teure Pflicht werden. Der Ratingprozess zwingt die Unternehmen, sich systematisch mit ihren Stärken und Schwächen auseinander zu setzen und erkannte Defizite mit Blick auf ein gutes Rating zu beheben. Diese kritische Analyse der Gesamtunternehmung profitiert vom Dialog mit den Ratingexperten. Ein gutes Rating verbessert damit nicht nur die Beziehung zu den Fremdkapitalgebern, sondern auch zu den Investoren. Ein positives und transparentes Ratingurteil wirkt so gleichsam wie ein Qualitätssiegel mit Signalwirkung auf die gesamte Financial Community.

Basel II wird im Zusammenspiel mit transparenten Ratingmethoden und hoch qualifizierten Fachleuten einen wichtigen Beitrag zur besseren Allokation der Finanzmittel auf dem globalisierten Kapitalmarkt leisten. Konsequentes Handeln ist daher gefragt. Es ist nicht angezeigt, Scheuklappen aufzusetzen und Ängste zu schüren, sondern die Chance zur nachhaltigen Modernisierung der Unternehmensfinanzierung am Schopfe zu packen. 

Quelle

Dieser Beitrag wurde - mit freundlicher Genehmigung der Redaktion - der folgenden Publikation entnommen:

Jens Leker, Gastkommentar: DVFA schafft Standards für Ratingvergleiche, in: Börsen-Zeitung, Ausgabe Nr. 234 (4. Dezember 2001), Seite 18

Über den Autor

Prof. Dr. Jens Leker ist geschäftsführender Direktor des Instituts für betriebswirtschaftliches Management im Fachbereich Chemie und Pharmazie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Vorsitzender der Kommission "Rating Standards" der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management e.V. (DVFA) in Frankfurt am Main.

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4. Jahrgang (2001), Ausgabe 12 (Dezember)

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Letzte Aktualisierung: Freitag, 19. April 2024

       

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